Kennen Sie das auch – Stress im familiären oder beruflichen Bereich? Sie fühlen sich ausgelaugt und überarbeitet, ohnmächtig aufgrund der Fülle von Anforderungen? Dann ist es an der Zeit, dass Sie auf sich selbst achten. Durch die kontinuierliche Schulung der Achtsamkeit lernen Sie, anders mit Stress umzugehen und gelangen in wenigen Wochen zu größerer innerer Ruhe und Gelassenheit. Näheres dazu lesen Sie im Folgenden:
Selye (prom. Mediziner u. Prof. für Biochemie, auch als Vater der Stressforschung benannt) beschrieb bereits 1936 das menschliche Stressempfinden als eine Anpassungssituation des Körpers auf ein Ereignis. Sobald ein Lebewesen einer akuten Bedrohung ausgesetzt ist, kommt es zu automatisch ablaufenden physiologischen Veränderungen, die den Körper in die Lage versetzen, die jeweilige Anforderung zu bewältigen. Wir fühlen uns aktiv und in Handlungsbereitschaft versetzt.
Spätere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass jeder Stressphase auch eine ausreichende Entspannungsphase folgen muss, damit der Organismus aufgrund einer dauerhaft erhöhten Hormonausschüttung nicht erkrankt. Oft ist dies aber in unserem beschleunigten Leben nicht mehr der Fall. Wir sprechen dann von Dauerstress, zahlreiche Erkrankungen auf körperlicher und psychischer Ebene können die weitreichende Folge sein.
Das transaktionale Stressmodell von Lazarus (1974) gilt als Weiterentwicklung der von Selye aufgestellten Theorie. Ausgehend davon, dass jeder Mensch Stress anders erlebt und dass die Reaktion auf externe Stressfaktoren maßgeblich von den Gedanken, Beurteilungen und Bewertungen einer Person in der jeweiligen Situation bestimmt werden, hebt er die Bedeutung der subjektiven Einschätzung hervor. Dabei hält Lazarus die Einschätzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen für ebenso wichtig. Fühlt sich der Betreffende nicht in der Lage die Anforderungen zu meistern, desto intensiver fällt die körperliche Stressreaktion aus.
Stress ist etwas, das sich nicht vermeiden lässt, aber wir können lernen, anders damit umzugehen und erfahren, wie unsere Gedanken unser Leben verändern könnnen.
„Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein:
aufmerksam im jetzigen Moment und ohne vorschnell zu bewerten.“
Jon Kabat-Zinn
Im MBSR wird Achtsamkeit definiert als die klare, nicht wertende Wahrnehmung des jeweiligen Augenblicks. Es ist eine Einladung, alles, was in unsere Wahrnehmung tritt, mit Akzeptanz, Offenheit und einer fürsorglichen Haltung anzunehmen und so sein zu lassen. Das systematische Training der Achtsamkeit ermöglicht uns Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle – angenehm oder unangenehm – zu erkennen und ohne Verurteilung (mitfühlend) so zu akzeptieren, wie sie jetzt in diesem Moment sind – losgelöst von der Vorstellung wie die Dinge vielleicht sein sollten. Hierin liegt die Chance, alte Muster loszulassen und Raum zu schaffen für Neues. Mit der Zeit gewinnen wir durch diese Praxis ein tieferes Verständnis von uns selbst. Wir lernen, unsere gewohnheitsmäßigen Reaktionen zu erkennen (J. Kabat-Zinn spricht hier vom Ausschalten des „Autopiloten“) und können diese allmählich durch neue, sinnvolle Handlungsmöglichkeiten ersetzen. So lernen wir sowohl unsere innere Haltung als auch unsere Reaktionen in stressauslösenden Situationen langfristig zu ändern.
MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction – ist ein 8-wöchiges, achtsamkeitsbasiertes Trainingsprogramm, das 1979 von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn an der Universitätsklinik von Massachusetts (USA) entwickelt wurde. Im Gegensatz zu vielen rein kognitiven Lernmethoden beruht die achtsamkeitsbasierte MBSR-Praxis auf der aktuellen Erfahrung jedes Einzelnen. Mittlerweile wird es weit über die USA hinaus an vielen Kliniken, sozialen sowie pädagogischen Institutionen und Unternehmen mit großem Erfolg angeboten und gilt als wissenschaftlich evaluiert.
Das Kernelement ist die systematische Schulung der Achtsamkeit, der Fähigkeit mit der aktuellen Erfahrung in Kontakt zu sein, ohne sich in Gedanken, Bewertungen, Sorgen und Ängsten zu verlieren. Trainingsinhalte dieser systematischen Schulung sind formale Übungen zu achtsamer Körperwahrnehmung (Body-Scan), achtsamer Körperarbeit (sanfte Bewegungs- und Dehnungsübungen aus dem Yoga) sowie Meditationen in Ruhe und Bewegung sowie informelle Übungen. So wird unsere Wahrnehmung für das geschärft, was gerade ist. Kurzvorträge und Diskussionen bieten eine zusätzliche kognitive Vertiefung. Für die tägliche Übungspraxis zu Hause erhält jeder Teilnehmer entsprechende Übungs-CD´s.
MBSR wird grundsätzlich in einem 8-Wochen-Kurs unterrichtet. Für ein anschließendes weiterführendes Training sind auch andere Kursformen wie Wochenendkurse, einzelne Achtsamkeitstage oder auch Einzelcoachings möglich.
Die Wirksamkeit für eine ganze Reihe körperlicher und psychischer Faktoren ist bisher bereits sehr gut untersucht und belegt. Mediziner, Psychotherapeuten entdecken immer mehr Anwendungsgebiete, zB. bei chronischen Schmerzen, Süchten, Essstörungen, Depressionen und auch bei Krebs. Inzwischen zeigen Studien, dass Meditation die Hirnaktivität verändert – und zwar im Sinne von intensiver Aufmerksamkeit und Konzentration – Bildgebende Verfahren haben gezeigt, dass der orbitofrontale Kortex angeregt wird. Dies ist bedeutend für den Umgang mit Emotionen. Mittlerweile zeigen auch Krankenkassen Interesse an den Studien zur Wirksamkeit und immer mehr Ärzte und Psychotherapeuten raten ihren Patienten – zusätzlich zu Behandlung oder Therapie – an einem MBSR-Kurs teilzunehmen. In der Klinik Essen-Mitte, die neben der Schulmedizin auch in einem naturheilkundlichen Zweig behandeln, wird das Achtsamkeitstraining regelmäßig eingesetzt. Stress schwächt das Immunsystem, durch das MBSR-Training wird es gestärkt. Dokumentiert wurden u.a. folgende Veränderungen:
MBSR ist geeignet für alle Menschen, unabhängig von Alter, Weltanschauung oder körperlicher Verfassung, die